Jetzt oder nie. Dass der Kaiser eines Tages von der miserablen Lage der Finanzen erfahren würde, stand außer Frage - da musste sich ja nur ein Minister bei ihm über den gekürzten Etat beschweren. Besser also, Diokles rückte gleich mit der Sprache heraus. Er hüstelte. "Ähem. Majestät, wenn ich Euch vielleicht auf einige der Schreiben erinnern dürfte, die Euch in den vergangenen Wochen aus meinem Ministerium erreicht haben dürften..." Mitten im Satz stockte Diokles. So, wie er es ausdrückte, könnte man meinen, er wolle dem Kaiser für die desolate Situation die Schuld geben. "...erreichen hätten müssen", korrigierte er und spielte nervös mit den Händen herum, so dass es aussah, als würde er sie sich mit unsichtbaren Wasser waschen. Er spürte, wie eine Schweißperle von seinem lichten Haar am Hinterkopf heruntertropfte, sich ihren Weg über seinen Nacken suchte und ihm schließlich unangenehm über den ohnehin schon recht feuchten Rücken floss. "Wir.... äh. Die.. Die Staatskasse, sie... nun, seit Jahren haben die Ausgaben im letzten Jahr die Einnahmen überstiegen, Majestät. Gravierend." Damit war es heraus. Grundsätzlich hatte das Reich ein dickes Polster, es bestand also kein Grund zur allzu großen Sorge - konnte man meinen. "Der Krieg im Westen, der Neuaufbau der Flotte...." Ja, es war ein glorreiches Jahr gewesen, doch jeder Glanz wollte auch finanziert werden. Nachdem die Schwester des Kaisers in einem Anflug von Wahnsinn die halbe byzantinische Flotte eigenhändig zerlegt und auch Teile der Insel Zypern angezündet hatte, war es zu deutlich höheren Ausgaben gekommen, als man vor der Zypernmission hätte meinen können. Viele hundert Schiffe waren gebaut worden. Und schließlich hatte der Krieg in Ostfranken ein Loch in den Etat gerissen, das mehr Geld schluckte, als Diokles beidhändig und mit einem großen Eimer nachschütten konnte.
Tatsächlich hatte das Finanzministerium den Kaiser mehr als einmal über die hohen Ausgaben informiert, doch muss die Korrespondenz irgendwo zwischen Phokas und Kaiser hängen geblieben sein. "Wenn Ihr vielleicht den Parakoimomenos.... also, den Ex-Parakoimomenos... also...äh." Diokles war mit seinem Latein am Ende. Im Grunde war er selbst nicht Schuld, er hatte das Geld nicht ausgegeben, hatte sogar versucht, hier und da einige zusätzliche Gelder zu generieren und schlussendlich hatte er sogar seine Informationspflicht erfüllt - wenn ihm nur der Doukas-Sprössling keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte, indem er den Schriftverkehr nicht weitergeleitet hatte...
Hilflos saß Diokles auf dem sprichwörtlichen heißen Stuhl und wartete auf eine erste Reaktion des Kaisers.